BILD in Mazar-e-Sharif, Afghanistan. Oktober 2006.

Meine erste Reise nach Afghanistan führte mich an der Seite meines Freundes und Kollegen Christian Fischer nach Mazar-e-Sharif im Norden des Landes. Neben unserem Job im Bundeswehrlager "Camp Marmal" hatten wir glücklicherweise die Gelegenheit, ein paar scheue Blicke in die Stadt selbst zu werfen. Nach vielen Jahren ging ein Traum für mich in Erfüllung. Endlich war ich in jenem Land, das mich schon im Kindesalter faszinierte und anzog.

Voller Neugier und ziemlich aufgeregt bestiegen wir in Köln die "Kurt Schumacher". Der graue Vogel der Luftwaffe brachte uns an den Hindukush. Vom Militärflughafen Köln aus über Termez in Uzbekistan nach Mazar-e-Sharif.

 

Die Hauptstadt der nördlichen Provinz Balkh ist etwa 450 km von Kabul entfernt. Das bekannteste Bauwerk der Stadt ist die Grabmoschee des Kalifen Ali. Schwiegersohn des Propheten Mohammed. Die "Rauza" gilt als einer der wichtigsten Wallfahrtsorte der Schiiten. Ihrer blau-glasierten Kacheln wegen wird sie auch "Blaue Moschee" genannt. Da ich mein Zimmer im Hotel Barat nachts bezog, erblickte ich erst zum Sonnenaufgang dieses phantastische Bauwerk. Für einen Besuch reichte die Zeit, die uns zur Verfügung stand, leider nicht aus. Aber ich war mir schon damals sehr sicher: ich würde wiederkommen...

 

Der Name der Stadt Mazar-e-Sharif prägte sich der Welt ein, als im Sommer 1998 die Truppen der radikal-islamischen Taliban die einstige Hochburg der "Nordallianz" einnahmen. In nur einer Woche ermordeten die Taliban 5000 Menschen. Die meisten Opfer des bestialischen Mordens hatte der Volksstamm der Hazara zu betrauern.

Ein Mann berichtete uns, die Straßen von Mazar-e-Sharif seien noch wochenlang blutrot gewesen.

 

Heute wird die Rückkehr der Flüchtlinge  von einem dauerhaft schwelenden Konflikt überschattet: einst rekrutierten die Taliban  ihre Männer  zu großen Teilen im Volksstamm der Paschtunen. In den Vororten von Mazar-e-Sharif leben nun die erbitterten Feinde von einst in benachbarten Vierteln. 

 

Das Auftauchen der unsäglichen "Schädel"-Fotos am Tag nach unserer Rückkehr machte mit einem Schlag die Arbeit mehrerer Tage zunichte. Dennoch möchte ich ausdrücklich sagen, daß wir diese Veröffentlichung (die nichts mit unserem Aufenthalt zu tun hatte) befürwortet haben. Solche Widerwärtigkeiten gehören öffentlich gemacht, wenn sie ansonsten nicht aufgedeckt und geahndet werden können. Diese Resonanz erlebte ich auch in vielen Gesprächen mit Soldaten der verschiedenen Auslandseinsätze. Denn natürlich war diese Veröffentlichung nicht nur in Deutschland "Thema". Und niemand fand dieses Verhalten entschuldbar.

 

Es gab also keine Geschichte nach der Reise. Aber glücklicherweise ist hier genug Platz, um auch ohne aktuellen Anlaß viele Bilder zu zeigen und ihre Geschichte zu erzählen.